Burnout/Depressionen

Burnout - Was ist das?

Teilweise findet man Aussagen, dass Burnout nur ein anderer Name für eine Depression sei. Es ist natürlich einfacher zu sagen „Ich bin erschöpft und im Burnout weil ich mich so für meinen Job/Kinder/Familie/... aufgeopfert habe“, als zu sagen „Ich bin depressiv = krank.“ Doch inzwischen sind sich viele Wissenschaftler einig, ein Burnout kann in eine Depression münden, aber nicht jeder Burnout ist eine Depression. Dazu weiter unten mehr. 

Wichtig zu wissen: Burnout ist bisher nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. In der Regel wird die Diagnose eher Erschöpfungssyndrom (Neurasthenie) oder Depression, möglicherweise mit dem Zusatz Burnout, lauten. In 2022 wird eine Überarbeitung der ICD (Internationale Klassifierung von Krankheitsbildern) durch die WHO erwartet, dort soll der Burnout aufgenommen werden.

Für mich ist ein Burnout vor allem eines: Ein Hilferuf des Körpers und die Chance in sich zu lauschen und Dinge wahrzunehmen, die nicht gut sind und einer Veränderung bedürfen

Folgende Hauptkriterien stehen bei einem Burnout im Vordergrund: 

  • starke körperliche und seelische Erschöpfung
  • negative Haltung zur eigenen Arbeit
  • reduziertes Leistungsvermögen aufgrund von Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird
  • Zynismus gegenüber der Arbeit, Kollegen oder Kunden
  • Ineffektivität des beruflichen Handelns
  • Verlust der beruflichen Kompetenz

Stufe/Stunde

Symptome

01

Sich selbst etwas beweisen, ein perfektionistisches Verhaltensmuster liegt vor.

02

Verstärkung des eigenen Einsatzes um noch perfekter zu werden.

03

Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. Die Arbeit oder die Aufopferung für die Familie/eine andere „Sache“ werden zum wichtigsten Bestandteil des Tages. Man vergisst oder verschiebt dafür auch die Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen oder andere Menschen sprechen/treffen. Hier für ist „einfach keine Zeit mehr“.

04

Konflikte werden verdrängt, man geht ihnen aus dem Weg. Man sieht es als wichtig und richtig an, alles zu tun, um Karriere zu machen, den Lebensstandard zu sichern/verbessern und mehr Geld zu verdienen oder Anerkennung zu erhalten.

05

Veränderung der Werte und Prioritäten und sich daraus ergebende Reizbarkeit und Aggressionen über Unverständnis bei der Familie des Betroffenen als auch bei den Kollegen des übereifrigen Mitarbeiters.

06

Verleugnung von Problemen: Aufgrund des anhaltenden Drucks kann die gewohnte Leistung nicht mehr erbracht werden. Betroffene verleugnen die Probleme und ziehen sich zurück. An Feiern und Ausflügen wird nicht mehr teilgenommen, in Meetings wirken Betroffen eher desinteressiert und abwesend.

07

Persönlicher Rückzug: Veränderungen auch im privaten Bereich. Familie, Freunde und Bekannte wundern sich über das veränderte Verhalten. Der sonst so fröhliche Mitmensch zieht sich zurück und verbringt seine Freizeit vorzugsweise auf der Couch und vor dem Fernseher. Völlig müde und erschöpft schleppt er sich nach schlaflosen Nächten zur Arbeit, die inzwischen eine Qual für ihn geworden ist. Hinzu kommen Schuldgefühle, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein.

08

Beobachtbare Veränderung im Verhalten: Frust und Traurigkeit stellen sich ein. Betroffen kapseln sich immer mehr ab. Andere, die nicht so agieren wie er hält er für dumm und faul und äußert dies im Zweifel auch. Die Erwartung an andere entspricht den Erwartungen an sich selbst und sind überzogen.

09

Verlust der Gefühle für die eigene Persönlichkeit: Betroffene verlieren jegliches Gefühl für sich selbst und dafür, was sie für sich brauchen. Sie werden immer orientierungsloser und stehen vielfach völlig neben sich.

10

Das Gefühlsleben ist geprägt von innerer Leere und Hoffnungslosigkeit.

11

Depression: Aufgrund der aussichtslosen Situation und  körperlicher Symptome wie Kopf-und Rückenschmerzen, Magen- und Darmprobleme oder gar Herz- und Kreislaufbeschwerden entwickelt sich eine Erschöpfungsdepression.

12

Zusammenbruch: Durch den permanenten Stress über einen langen Zeitraum kommt es schließlich zum absoluten Zusammenbruch – Burnout.

Burnout-Prävention

Am besten kommt man einem Burnout natürlich zuvor. Wenn Sie sich die Stufen der Burnout-Uhr ansehen und feststellen, Sie könnten in ein Risiko laufen, dann helfen gezielte Aktivitäten, um sich davor zu schützen. Dazu gehören 

  • ausreichend Schlaf. Wenn dies ein Problem darstellt ist es sinnvoll gezielt an der passenden Schlafhygiene zu arbeiten oder Techniken zu entwickeln, die den Schlaf verbessern. Zeitlich befristet können auch natürliche Mittel wie Baldrian und Hopfen unterstützen, das Ziel sollte jedoch ein Schlaf ohne Hilfsmittel sein. 
  • Entspannungszeiten einplanen und wirklich leben. Was hier passt ist sehr individuell. Es hat es bewährt sich Zeiten für sich zu reservieren, auch wenn es mit Familie und Arbeit viel ist, jeder ist in der Lage sich einige Minuten am Tag rauszuziehen. Es ist wichtig es zu tun. Ob es ein Spaziergang alleine ist oder sie einmal Yoga oder Meditation ausprobieren. Starten Sie am besten mit kurzen Einheiten, einige Minuten am Tag still sitzen und einfach nur atmen oder sich leicht bewegen, kann Wunder wirken. Wenn Sie merken, dass sie dies gar nicht aushalten ist es Zeit sich damit auseinanderzusetzen und vielleicht eine zeitlang von außen begleiten zu lassen. Ein Coaching ist hier das Mittel der Wahl. 
  • regelmäßige Bewegung. Bestens gehen Sie viel spazieren oder wandern an der frischen Luft. Die Bewegung im Freien, mit den Eindrücken aus der Natur und der stetigen Bewegung der Augen hat scheinbar einen besseren Effekt, als die Zeit auf dem Laufband vor einem Fernseher. Versuchen Sie es einfach selbst, was Ihnen besser tut. 
  • klar definierte Auszeiten. Schalten Sie Ihr Mobiltelefon zu einer bestimmten Zeit am Abend aus und lassen Sie es liegen! Früher waren wir auch nicht immer erreichbar und die Anzahl der Burnout-Patienten hat sich seit der Dauererreichbarkeit dank Handy und Tablet deutliche erhöht. 
  • gesunde Ernährung. Achten Sie auf möglichst abwechslungsreiche Ernährung mit einem möglichst hohen Anteil an Gemüse und wenig Zucker und andere Genussmitteln. Nein, Sie müssen nicht auf alles und dauerhaft verzichten, aber vielleicht können Sie die Anzahl der Tage an denen Sie Zucker essen oder Alkohol trinken reduzieren und einmal eine Zeit ganz ohne diese Genussmittel auskommen und feststellen, was Ihnen gut tut. 
  • eine optimistische Denkweise. An dieser Denkweise bewusst zu arbeiten kann im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen. 
  • Entspannungstechniken, wie Autogenes Training, Achtsamkeitstraining, Progressive Muskelentspannung und Meditation. 

All diese Punkte können helfen. Nutzen Sie das was für Sie passend und stimmig ist. Je mehr Sie kombinieren umso rascher können Sie die "Uhr zurückdrehen". In meiner Praxis erlebe ich vor allem die wunderbare Wirkung der Arbeit mit den inneren Dialogen, Denkmustern und Glaubenssätzen. In meiner Praxis erlebe ich immer wieder erstauliches, wenn Klienten es schaffen, sich ihrer inneren Dialoge bewusst zu werden und diese, sowie die damit verbundenen Glaubenssätze anzupassen.

Positives Denken und freundliche innere Dialoge lassen sich trainieren. Das Ergebnis sind vielfach mehr Freude und Leichtigkeit im Alltag. Auf jeden Fall ist es leichter an diesen Themen frühzeitig zu arbeiten, als einen Burnout oder eine Erschöpfungsdepression zu durchleben.

Depression oder Burnout?

Bei beiden Erkrankungen treten Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Schwermut, niedergedrückte Stimmung, oder starke, erhöhte Müdigkeit und Erschöpfung auf. Beide Betroffenenkreise ziehen sich häufig soziale Isolation zurück.

Es gibt jedoch Unterschiede: Das Burnout-Syndrom ist in der Regel mit einer bestimmten Lebenssituation verbunden. Burnout-Betroffenen geht es daher meist besser, wenn die verursachende Belastung entfällt. Wenn sie sich im Urlaub wirklich Zeit nehmen und die Arbeit zuhause lassen, können sie sich in dieser Zeit erholen. Eine Depression betrifft meistens alle Lebensbereiche, sodass in diesem Sinn keine Entlastung durch ein Auszeit entsteht.

Eine ständige Gereiztheit ist symptomatisch für ein Burnout-Syndrom, für eine Depression ist das eher ungewöhnlich. Bei Depressiven treten dafür beispielsweise ein vermindertes Selbstwertgefühl, mangelndes Selbstvertrauen oder gar Suizidgedanken auf. Dies ist bei einem Burnout eher selten der Fall, im Zweifel im Endstadium, wenn sich eine Depression zu dem Burnout hinzufügt. Burnout-Patienten sehnen sich häufig nach Ruhe und Freude, die sie früher empfunden haben. Sie vermissen möglicherweise gemeinsame Unternehmungen mit Freunden oder der Familie, doch sind sie der Ansicht, diesem Wunsch nicht nachgehen zu können, weil "die Pflicht ruft". Während depressive Menschen vielfach kaum noch einen Antrieb für Unternehmungen verspüren, ihnen ist das alles zuviel Last, die gesamte Freude am Leben ist ihnen abhandengekommen.

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist wohl die klare Verbindung mit der berufliche Überforderung. Ändert man an dieser Grundsituation etwas, ist es möglich, dass der Burnout für immer verschwindet. Allerdings ist es dafür wichtig die inneren Antreiber zu erkennen und diese zu bearbeiten. Dies ist ein wichtiger Teil der Burnout-Therapie

Ursachen für ein Burnout (Ausschluss-Diagnostik)

Wenn man Betroffene nach Ursachen für einen Burnout fragt, wird häufig das Fehlen der Selbstbestimmtheit und die Entscheidungsfreiheit im beruflichen Umfeld genannt.

Doch es gibt viele gesundheitliche Themen die sich wie ein Burnout anfühlen können. Eine Ausschluss-Diagnostik ist vor dem Beginn einer Psychotherapie unbedingt erforderlich. Erkrankungen oder Themen die ähnliche Symptome wie ein Burnout hervorrufen können sind beispielsweise:

  • Eisenmangel
  • andere Mangelerscheinungen wie z. B. Vit B12 Mangel
  • Borreliose
  • Leukämie
  • Fehlfunktionen der Schilddrüse, wie eine Unterfunktion oder eine Hashimoto-Thyreoiditis
  • Tuberkulose
  • Krebserkrankungen
  • Leukämie
  • Multiple Sklerose
  • nächtliche Atemaussetzer
  • AIDS

Wichtig ist auch die aktuelle Medikamentation. Eine nicht unerhebliche Menge von Medikamenten haben als mögliche Nebenwirkung Erschöpfung oder depressive Verstimmungen. Eines dieser Medikamente alleine kann unproblematisch sein, vielfach findet sich jedoch eine sogenannte Polypharmaka, also die Einnahme mehrerer Medikamente. Wenn also mehrere Medikamente mit entsprechenden Risiken auf diese Nebenwirkungen gemeinsam eingenommen werden, ist das Risiko der Nebenwirkungen deutlich erhöht und vor einer Psychotherapie zu prüfen. Bei Frauen ist das oft die Kombination aus der Antibabypille oder Spirale und weiteren Mitteln, wie Magenmittel oder Schmerzmittel. Bei Männern finden sich in höherem Alter vielfach Blutdrucksenker, die ebenfalls in Kombination mit anderen Medikamenten zu entsprechenden Symptomen führen können.

Daher sind alle aktuell im Einsatz befindlichen Medikamente unbedingt auf Nebenwirkungen zu prüfen. Auf jeden Fall ist es wichtig, mögliche körperliche Ursachen für Erschöpfung ärztlich abzuklären. Vor allem weil Patienten teilweise bei verschiedenen Ärzten in Behandlung sind und nicht jeder Arzt über alle bereits verordneten Medikamente informiert wird.

Sofern die Ausschluss-Diagnostik keine Begründung für die Erschöpfung ergibt, ist eine qualifizierte Psychotherapie ein sinnvoller Weg.